Gedenkveranstaltung erinnerte an die NS-Opfer aus der Stadt Buchen
Von Adrian Brosch
Bewegend wie stets verlief am Sonntag die Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht. Das lag nicht zuletzt an der andachtsvollen Ausgestaltung der Feierstunde durch Bürgermeister Roland Burger, der einmal mehr die passenden – sehr zum Nachdenken anregenden – Worte fand.
„Es ist wichtig, dass wir gedenken“, hielt er in der ehemaligen Synagoge fest und definierte den 9. November als schicksalhaften Tag: Der Beginn der ersten deutschen Republik wie auch der Fall der Mauer sowie die Reichspogromnacht sind im Zusammenhang mit jenem Datum auf unterschiedliche Weise in die Geschichte eingegangen. Den 9. November 1938 bezeichnete Burger als „Vorboten dessen, was einen furchtbaren Lauf nehmen sollte und im millionenfachen Mord am jüdischen Volk und anderen Minderheiten endete“. So sei man nun zusammengekommen, um der grausamen Ereignisse und ihrer Opfer zu gedenken – angesichts der prekär anmutenden gesellschaftlichen Lage erhalte das Thema eine neue Bewandtnis: Der seit einigen Jahren neu entflammende Antisemitismus, die unter Bedrängnis geratenen Demokratien und die große Unzufriedenheit in Deutschland, aber auch Kriege wie in Israel und dem Gazastreifen sorgen für eine nicht selten beklemmende Stimmung. „Man kann es fast nicht glauben, dass wir uns 80 Jahre nach dem Kriegsende mit solchen Fragen befassen müssen – umso wachsamer müssen wir sein“, hielt Burger fest. Dahingehend werde Prof. Dr. Dr. h.c. Eveline Goodman-Thau demnächst mit BGB-Schülern in den digitalen Dialog treten.
Abrundend erinnerte er an die Deportierten aus Buchen und den Stadtteilen: Er nannte Hedwig und Jakob Bär, Josef, Helena und Albert Oppenheimer (Buchen), Edwin, Philipp Ferdinand und Stefanie Haas, Max und Rosa Neumann (Bödigheim), Abraham und Ida Haugewitz sowie Abraham und Janette Steinhardt (Eberstadt), Frieda Hirschberger, Karolina, Klara und Sofie Hofmann sowie Abraham und Emma Neuberger (Hainstadt). Auch die bereits 1938 ermordete Susanna Stern (Eberstadt) und den durch Suizid in Vereinsamung zu Tode gekommenen Heimatdichter Jakob Mayer sowie die bereits vor 1940 weggezogenen und von späteren Wohnorten aus nach Gurs deportierten Juden – Julius Maier, Friederike Oppenheimer, Adolf, Sara und Selma Strauß sowie Marie Wolf – wurden genannt.
Die Aufmerksamkeit galt ebenso den 18 namentlich erfassten "Euthanasie"-Opfern aus Buchen und den heutigen Stadtteilen: Leo Eschwig, Karl und Otto Fertig, Anna Herkert, Bertha Jung, Maria Emma Mehl, Hugo Basilius Menstell, Ida von Molitor, Gertrude Sophie Münch und Alfred Wittemann aus Buchen, Amalie Baumann und Marie Edelmann aus Götzingen, Ludwig Heinrich Waltenberger und Max Reber aus Hainstadt, Alois Bachert aus Hettingen, Elisabeth Geier aus Hollerbach, Berta Bechtold aus Rinschheim sowie August Johann Egenberger aus Waldhausen. Der engagierten Forschungs- und Aufklärungsarbeit des Vereins Bezirksmuseum Buchen habe man es zu verdanken, dass jene Namen und Biographien der Anonymität entrissen wurden. „Sie haben ihre Würde wiederbekommen, indem man ihrer gedenkt“, betonte Burger.
Der Beitrag wurde zuerst in der Rhein-Neckar-Zeitung Ausgabe Nr. 260 vom 11. November 2025 veröffentlicht.

Am 9. November wurde in der ehemaligen Synagoge der durch das NS-Regime ermordeten Buchener gedacht.
(Foto: Adrian Brosch)